Lösungsorientierte Kurzzeittherapie
Der seit seinem Entstehen gegen Ende der 1980er Jahre im „Brief Family Therapy Center“ in Milwaukee/USA im Bereich der systemischen FamilientherapeutInnen zunehmend populärer werdende Ansatz der lösungsorientierten Therapie arbeitet mit einigen gegenüber üblichen psychotherapeutischen Theorien unüblichen und kontraintuitiven Sichtweisen darauf, wie psychische Probleme (auch) gelöst werden können:
So beschäftigt sich die lösungsorientierte Therapie eher mit dem, was im Leben der Klientin, des Klientin funktioniert, als mit dem Problem des Klienten.
Im therapeutischen Prozess wird sich mehr mit der möglichen problemfreien Zukunft beschäftigt als mit der Entstehung der aktuellen Probleme in der Vergangenheit.
Es wird davon ausgegangen, dass die Klientin, der Klient bereits alles in sich trägt, was sie zur Problemlösung benötigt – es ist ihr nur nicht zugänglich.
Um Probleme zu lösen, müsse man nicht unbedingt etwas darüber wissen wie diese entstanden sind.
Die Entwicklung zur lösungsorientierten Kurztherapie begann ab 1978 durch die Zusammenarbeit von Steve de Shazer, Insoo Kim Berg, Eve Lipchik und weiteren in Milwaukee/Wisconsin in den USA gegründeten Brief Family Therapy Center (BFTC). Einen starken Einfluss hatte die moderne Hypnotherapie in der Gestalt der Arbeit von Milton Erikson. Der britische lösungsorientierte Coach Dr. Mark McKergow sieht den Beginn der lösungsorientierten Kurzzeittherapie in klar ausformulierter Form in dem 1988 erschienenen Buch „Clues“ von Steve de Shazer (McKergow 2021). Seit diesem Beginn im Jahr 1988 gab es selbstverständlich Weiterentwicklungen, wie das wohl auf die meisten psychotherapeutischen Verfahren zutrifft. Ich habe als moderne Form dieser Therapie die lösungsfokussierte Vorgangsweise des Teams von BRIEF in London kennen lernen dürfen siehe hier die Website des BRIEF-Instituts Bei dieser sehr eleganten Arbeitsweise wird besonders viel wert auf die Etablierung eines imaginativen Bildes einer besseren Zukunft gelegt. Es ist erstaunlich, was ein solches Bild bei ausreichender Verknüpfung mit der aktuellen Lebenssituation für Veränderungen – durchaus manchmal in extrem kurzer Zeit – bewirken kann!
Mit dieser Arbeitsweise hat sich eine sehr ressourcenorientierte, das im Leben des bzw. der KlientIn funktionierende betonende, kurze und effektive Form der Psychotherapie etabliert und im Weiteren auch in Europa verbreitet – und auch in Form einer Vereinigung organisiert, der European Brief Therapy Association (EBTA). Diese Art der Psychotherapie ist auch für mich eine wichtige Basis für meine therapeutische Arbeit, wenngleich ich persönlich sagen würde, dass ich sie nicht in ‚Reinform’ anwende:
So halte ich persönlich es zum Beispiel für wichtig, die Vergangenheit in den Blick zu nehmen, wenn man Veränderungen für die Zukunft anstrebt. Andererseits habe ich in meiner Therapieausbildung die der lösungsorientierten Therapie innewohnende Orientierung auf eine bessere Zukunft statt auf die problematische Vergangenheit als wertvolles Werkzeug erlebt, um nicht in problematischen persönlichen Vergangenheiten ‚stecken zu bleiben’. Außerdem hilft dieser Ansatz meiner Erfahrung nach, Psychotherapie weniger anstrengend und belastend für den Klienten, effektiver und zielorientierter gestalten zu können.
Zitierte Literatur: McKergow (2021): The next generation of solution focused practice. Verlag: Routledge, GB