Systemische Familientherapie
Die heutige Systemische Familientherapie ist aus der Paar- und Familientherapie hervorgegangen, ist aber schon lange nicht mehr nur Therapie von Familien. Daher gab es auch immer wieder die Diskussion, ob nicht Systemische Psychotherapie der passendere Begriff ist. Auch handelt es sich nicht um eine Psychotherapie-Schule, die von einer bestimmten Person gegründet worden wäre (wie dies für einige andere Psychotherapierichtungen zutrifft), sondern mehr um eine ganze ‚Familie’ mehr oder weniger ähnlicher psychotherapeutischer Ansätze.
Mögliche Settings für eine systemische Psychotherapie sind Einzeltherapie, Paartherapie oder Familientherapie, je nach Erfordernis und Zweckmäßigkeit – wie gesagt, ist der Terminus Systemische Familientherapie historisch gewachsen und bedeutet nicht, dass Systemische Therapeuten nur Familientherapie anbieten würden.
Typische Merkmale dieser Therapierichtung sind unter anderem folgende:
Die systemische Familientherapie betont den weiteren Kontext, in dem Probleme auftreten. Der Mensch wird als Individuum mit seinen sozialen Bezügen gesehen und dieser weitere Blick auf das Individuum und seine soziale Umwelt statt nur auf das Individuum allein kann oft sehr hilfreich sein um Lösungen für individuelle Probleme zu finden.
Typisch ist auch eine Orientierung eher an der Gegenwart und Zukunft als an der Vergangenheit und auch eher an möglichen Lösungen als am Ergründen der Ursachen für die bisherigen Probleme. Tendenziell handelt es sich auch eher um kurze Therapien.
Typisch ist auch die Betonung schon vorhandener Fähigkeiten und Ressourcen der Klienten und eine kooperative, partnerschaftliche Haltung des Therapeuten, der Therapeutin.
Der Therapeut, die Therapeutin geht davon aus, dass der Klient, die Klientin die nötigen Fähigkeiten zur Lösung ihrer Probleme schon mitbringen, die Aufgabe des Therapeuten ist die einer Hilfestellung, damit die Klienten diese Fähigkeiten auch in sich finden und nutzen können. Typisch ist also auch ein positives, ressourcenorientiertes Menschenbild.
Diese Beschreibung ist zwangsläufig natürlich etwas verkürzt und die Besonderheiten dieses therapeutischen Ansatzes betonend. Insgesamt muss man aber auch feststellen, dass die Unterschiede zwischen verschiedenen Psychotherapierichtungen aus guten Gründen heute weniger betont werden als früher und diese Unterschiede sich in der Praxis auch weniger groß darstellen. Prinzipiell ist nach dem heutigen Forschungsstand zur Effektivität von Psychotherapie nicht die Methode des/der PsychotherapeutIn entscheidend, sondern die Therapiebeziehung. Sie sollten bei der Suche nach einer hilfreichen Psychotherapie also nicht nur sich davon leiten lassen, ob die spezielle Psychotherapierichtung Sie anspricht, sondern vor allem darauf, ob „die Chemie stimmt“. Dies ist die beste Voraussetzung für einen möglichst großen Therapieerfolg.