In meinem letzten Eintrag hier habe ich „nudging“zu sehr als harmlos interpretiert – weil: Das sozial richtige, positive Verhalten ‚anzustupsen‘ ja auf den ersten Blick positiv zu sein scheint. Aber eigentlich müsste man diese Verwendung psychologischen Wissens zur Verhaltenssteuerung doch vermehrt kritisch reflektieren (Psychologie – das ist ‚meine‘ Wissenschaft, die ich ja auch studiert habe, daher fühle ich mich bei diesem Thema persönlich- moralisch – betroffen. Der Grat zwischen Nutzung und Mißbrauch einer Wissenschaft scheint mir manchmal doch schmal zu sein). Zum Thema habe ich diesen Artikel von Dr. Tögel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am psychologischen Institut der Universität Regensburg im Netz gefunden, den ich als Diskussionsbeitrag spannend finde: https://www.multipolar-magazin.de/artikel/nudging-psychologische-steuerung
Und dieser inzwischen schon alte Artikel aus der bekannten österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ geht indirekt auch über ‚Nudging‘ – hier wird es dann allerdings zwangsläufig politisch, wenn auch Regierungschefs auf ihre Art nudging betreiben: https://www.derstandard.at/story/2000117145972/kurz-angstmache-hat-seinen-zweck-erfuellt
Wie gut oder schlecht man das findet, darüber muss sich jede und jeder selber seine Meinung bilden. Im Sinne einer aufgeklärten Gesellschaft (die auch eine psychisch gesündere Gesellschaft ist meines Erachtens) ist es allerdings entscheidend, sich darüber Gedanken zu machen. Denn Aufklärung ist ja bekanntlich laut Kant der Weg des Individuums aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, indem dieses Individuum den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Und sich seines eigenen Verstandes zu bedienen um zu entscheiden, wie man ethisch richtig handelt, ist etwas anderes, als von jemand, der oder die das ‚besser weiß‘ (und die Frage muss gestellt werden: Woher weiß diese Person das eigentlich besser?) ‚angestupst‘ zu werden (egal wie gut das gemeint sein mag). Das wäre zumindest meine Meinung zu dem Thema. Und wie ist Ihre?